Naturschutzhaus e.V.

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Wiesbaden, Rheingau-Taunus

Kloster Eberbach

Zum Bereich des Klosters Eberbach wurden die beigefügten Grundsätze mit der Verwaltung, Herrn Ringsdorf besprochen, für gut und durchführbar befunden und festgesetzt. Weiterhin wurde gestattet, in einem Teilbereich in der Nähe des Kompostplatzes kleinere Strukturelemente (unter anderem Holzstapel mit Eternit-Abdeckung) herzurichten. Dies ist mittlerweile im Winter 99 geschehen. Als besonders positiv ist die uneingeschränkte Kooperation seitens Herrn Ringsdorf und seiner Angestellten im Gartenbereich ohne die sonst üblichen bürokratischen Gepflogenheiten und Hürden hervorzuheben. Bei einer vergleichbaren Vorgehensweise auch in anderen Bereichen könnte im Biotop- und Artenschutz erheblich schneller die gewünschte Effektivität zu erreichen sein.

Grundkonzept zur Erhaltung der Äskulapnatter (Zamensis longissima, ehem. Elaphe longissima) im Bereich Kloster Eberbach/Rheingau

(von Alexander Böhm und Richard Abt, Naturschutzhaus e.V., 1998)

Hintergrund

Das Kloster Eberbach unterliegt einer sehr starken touristischen Nutzung, die in den letzten Jahren sogar noch zugenommen hat (Neueröffnung des Hotels im Kloster, vermehrte Aktivitäten des Rheingauer Musikfestivals etc.). Diese Nutzung erstreckt sich jedoch nur auf bestimmte Bereiche des Klostergeländes, während in den "Restzonen" verhältnismäßig gute Biotopstrukturen vorhanden sind, die auch nur extensiv bearbeitet werden. Diese "Restzonen" sind es nun, die für bestimmte Tierarten absolut unverzichtbar und zwingend notwendig sind - so auch für die Äskulapnatter.

eine Äskulapnatter klettert im Busch
Eine Äskulapnatter klettert im Busch

Während bei den meisten Artenschutzbemühungen zum Teil sehr aufwendige Maßnahmen notwendig sind, ist unseres Erachtens im Falle des Klosters Eberbach gemäß dem Motto: "Schutz durch Passivität" wesentlich mehr zu bewirken.

Im folgenden werden wir mit Hilfe eines Lageplans des Klosters versuchen, die für unsere Artenschutzbemühung-en relevanten Gebiete aufzuzeigen und gleichzeitig darzulegen, wie mit den benannten Flächen verfahren werden soll.

Sämtliche von uns gemachten Vorschläge tangieren in keiner Weise die touristische Nutzung des Klosters und erfordern lediglich geringe Zugeständnisse der Klosterverwaltung in Bezug auf die praktische Handhabung bzw. Realisierung.

An dieser Stelle möchten wir uns für die freundliche und großzügige Unterstützung, zu jeder Zeit und ohne vorherige Anmeldung im Klosterbereich die Äskulapnatter zu beobachten, um weitere Maßnahmen einleiten zu können, bei Herrn Ringdorf bedanken.

Von unserer Seite wurde der Klosterverwaltung Ausstellungsmaterial über die Äskulapnatter zur Verfügung gestellt, die auch im Eingangsbereich gut sichtbar angebracht wurde.

Vorschläge und Maßnahmen

Im folgenden wollen wir nun unsere Vorschläge und die daraus resultierenden Maßnahmen vorstellen:

  1. Der Bereich "Brandschutzweiher" vor dem Kloster sollte - wie auch in der Vergangenheit - weiterhin für den Publikumsverkehr gesperrt werden.
  2. Das "Holzlager" mit Eternitabdeckung im Bereich des Brandschutzweihers ist ein bewährter Aufwärmplatz für Äskulap- und Ringelnatter und sollte nie gänzlich abgeräumt werden. Wichtig ist es, daß mindestens ein Holzstapel mit Abdeckung erhalten bleibt.
  3. Die im Bereich des Brandschutzweihers neu entstandene Gabionen-Abstützung sollte generell auch von Beschattung durch Sträucher oder ähnliches freigehalten und auf keinen Fall bepflanzt werden.
  4. Die wirtschaftlich genutzten Komposthaufen im Bereich der Klostergärtnerei dürfen nur im Zeitraum Oktober bis max. März umgeschichtet werden. Nur so können die bereits vorgefundenen Gelege der Äskulap- und Ringelnatter geschützt werden.
  5. Der Bereich hinter diesem Komposthaufen entlang der Klostermauer sollte für die Schlangen reserviert werden. Ergänzend ließen sich noch Sonnenplätze herrichten, die zum Beispiel von der Naturschutz-Arbeitsgruppe gestaltet werden könnten. Dies ist durch Anlage eines Holzstapels mit Eternitabdeckung und Sägemehlhaufen im Winter 1999 geschehen.
  6. Die Wiesenflächen zwischen Orangerie und Klostermauer sollte ebenfalls nur im Zeitraum Oktober bis Mitte März gemäht werden. Das Mähen sollte auch nur ab der Mittagszeit erfolgen, da sich dann die Schlangen in der Regel auf der Jagd befinden und nicht zum Auftanken in der Wiese liegen. Weiterhin sollte diese Fläche nicht dem Publikumsverkehr geöffnet werden. Die hier angelegten Grünschnitt-Ecken sollten nach Möglichkeit überhaupt nicht umgeschichtet werden.
  7. Bestehende Mauern, die sanierungsbedürftig und verkehrstechnik zu sichern sind, sollte nur in unbedingt notwendigen Bereichen standfest verputzt werden, so daß weiterhin Reptilien noch genug Fugen und Spalten finden können.

Positives und Negatives

Besonders positiv ist uns aufgefallen, daß es noch häufig "unordentliche Stellen" gibt, die vielen Tierarten - insbesondere der Äskulapnatter - Unterschlupf, Rückzugsgebiete und Brutstätten bieten. Von Seiten der Klosterverwaltung besteht hier eine sehr große Akzeptanz und Toleranz. Um einem hier evtl. aufkeimenden Ordnungsdenken vorzugreifen, wurden der Klosterverwaltung zwei Ausstellungstafeln mit Erläuterungen zu den Lebensraumansprüchen der Äskulapnatter zur Verfügung gestellt; die Tafeln sollen im Foyer der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Negativ ist uns leider der neu angelegte Parkplatz im nördlichen Innenbereich aufgefallen; hier kommen Bodendecker (Cotonester) zum Einsatz, die aus naturschutzfachlicher Sicht nicht angebracht sind. Zudem wurden alle Mauern fugenlos verputzt sie sind damit für Tiere und Pflanzen unbrauchbar. Außerdem fällt der Gesamtkomplex innerhalb der Klosteranlage durch sein "steriles" Erscheinungsbild auf. Positiv sind zumindestens die Bemühungen zu bewerten, den Versiegelungsgrad zu minimieren.

Insgesamt sollten jedoch Baumaßnahmen in Grünbereichen des Klosters und im umschlossenen Bereich nicht mehr durchgeführt werden. Dadurch würde der Aktionsradius der Äskulapnatter (aber auch der Amphibien und anderer Wirbeltiere) noch weiter eingeschränkt werden. Außerdem leidet darunter unseres Erachtens die Gesamtoptik der historischen Substanz, die insgesamt, trotz starker touristischer Nutzung, allgemein als idyllisch bezeichnet werden kann. Nicht zuletzt aus diesem Aspekt heraus wird von uns der neu geschaffene Parkplatz als herausragend negativ bewertet (Zitat von Besuchern: " Eine Gestaltung, die im Wohn- bzw. Siedlungsbereich sicherlich üblich, hier aber nicht angebracht ist").

Ziel der vorgeschlagenen Maßnahmen

Ziel aller hier vorgeschlagenen Maßnahmen soll sein:

Einen größtmöglichen Schutz der gefährdeten Arten zu gewährleisten und gleichzeitig der starken touristischen Nutzung Rechnung zu tragen.

Erreichen läßt sich dies ohne weiteren Aufwand durch die Festschreibung der derzeitigen Flächen-Nutzung; allerdings ohne die Berücksichtigung evtl. geplanter Bauvorhaben im Kloster, die damit nicht in Einklang zu bringen wären.