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Wiesbaden, Rheingau-Taunus

Orchis ustulata (angebranntes Knabenkraut, Brandknabenkraut)

Orchidee: Orchis ustulata
Orchis ustulata

Man kann das Brandknabenkraut als eine kleine Ausführung des Purpurknabenkrauts ansehen. Allerdings beschränken sich die gemeinsamen Merkmale nur auf die Farbgestaltung der Blüte. Auch hier steht ein purpurfarbener Helm über einer dreigeteilten weißlich bis rosa Lippe. Die Einzelblüte hat aber nur Stecknadelkopfgröße und die gesamte Pflanze, die im Mai blüht, wird selten höher als 20 cm. Die Blüte blüht von unten nach oben auf, dabei wird der Grund für die Namensgebung sichtbar: von weitem sehen die oberen, ungeöffneten, purpurfarbenen Blütenknospen über den hellen, geöffneten Blüten so aus, als wenn der gesamte Blütenstand angebrannt wäre. Die Blätter sind steif aufrecht, hellgrün, grasartig und erscheinen schon im Herbst. Das bedeutet, daß sie überwintern und das wiederum ist ein Hinweis für die relative Unempfindlichkeit gegen Fröste. Auch Trockenheit kann sie gut vertragen. Diese Orchidee ist also unseren Klimaverhältnissen bestens angepaßt. Allerdings verträgt sie keine Düngung ihres Standortes.

Sie kommt in der Südhälfte Deutschlands deutlich häufiger vor und ist im nördlichen Drittel Deutschlands nicht mehr nachgewiesen. Eine Häufung des Vorkommens findet sich auf kalkreichen Böden und im Alpenraum. Sie neigt zur Horstbildung - ein Zeichen, daß neben der generativen Vermehrung mittels Insektenbestäubung auch die Verbreitung über Wurzelausläufer stattfindet.

Das Brandknabenkraut besiedelt gerne Trocken- und Halbtrockenrasen auf Kalk, steht aber bei sonst optimalen Bodenbedingungen auch in lichten Kiefernwäldern (vorwiegend Kalkgebiete). Im Rheingau existiert momentan kein genauer Nachweis über das Brandknabenkraut - bis vor einigen Jahren gab es noch eine Wiese, auf der diese unauffällige, aber schöne Orchidee wuchs. Der zunehmende Stickstoff- und Schwefeleintrag durch die Schadstoffbelastung der Luft macht der Pflanze wahrscheinlich sehr zu schaffen: die Standorte werden einfach zu nährstoffreich. Das verträgt das Brandknabenkraut nicht.

Blüte: Mai, kleiner, angebrannt wirkender Blütenstand; purpurbraun/ purpurrot gestreifter Helm, Lippe weißlich/rosa mit Punkten,

nur 20 cm hoch;

Blatt: grasartig, ohne Blüte kaum zu erkennen;

Vorkommen im Rheingau: Halbtrockenrasen auf kalkhaltigem Boden, momentan nicht nachgewiesen.