Naturschutzhaus e.V.

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Wiesbaden, Rheingau-Taunus

Naturkundliche Grundlagen

Die erdgeschichtliche Entwicklung des Rheingaus ist sehr interessant und ihr haben wir nicht nur die einmalige Landschaft, sondern auch die ständig wechselnden Bodenarten zu verdanken. Dort, wo sich heute der Taunuskamm erstreckt, war vor ca 350 Millionen Jahren ein flaches Meer, in das von Süden kommende Flüsse ihre mitgeschwemmte Fracht abluden und das Meer nach und nach mit Sanden und Tonen auffüllten. Durch den steigenden Druck und Absinken des Meeresbodens wurden diese Sedimentschichten zusammengepreßt und verändert. Es entstanden Schiefer, Sandsteine, Quarzite, Grauwacken und Porphyre. Später wurden diese kilometerdicken Sedimentschichten zu einem Gebirge aufgefaltet, das ungefähr so hoch war, wie heute die Alpen. Die Reste davon sind heute noch zu sehen: die harten Quarzitkuppen der Taunushöhen sind übrig geblieben.

Vor ca 30 Millionen Jahren brach von Süden her bei subtropischen Klimabedingungen ein ebenfalls flaches Meer in den heutigen Oberrheingraben ein und brandete an den Taunus. Durch das warme Klima herrschte ein reges Leben in diesem Meer. Die Gehäuse der dort lebenden Muscheln und Weichtiere sanken auf den Grund und setzten sich dort ab. Gleichzeitig senkte sich der Meeresboden, so daß die kalkhaltigen Schichten immer dicker wurden. Das Meer verflachte schließlich, bildete kleinere Brackwasserseen und trocknete schließlich ganz aus.

dactylorhizaIn der jüngsten Zeit grub sich der Rhein sein Bett, während das Land sich langsam wieder hob. In den weichen Kalkmergelschichten des Mainzer Beckens hatte er es relativ leicht, hier bildete sich ein weites Tal. Im unteren Rheingau mußte er sich durch die Schiefer- und Grauwackeschichten graben. Dadurch entstand das eng eingeschnittene Tal zwischen Rüdesheim und Bonn.

In den Eiszeiten wurde der Rheingau zwar vom Eis verschont, in den kurzen, kalten Sommern konnte sich die Vegetationsdecke aber nur steppenartig entwickeln. In der Folge wurden Massen von feinen Bodenpartikeln durch den Wind über das Land transportiert. Diese lagerten sich in den Windschatten der Berge als Lößschicht, die teilweise bis zu 10 m dick ist, ab.

Alle diese geologischen Prozesse gaben dem Rheingau ihre heutige Form. Ihnen haben wir nicht nur die südexponierte Lage mit den unterschiedlichsten Bodenarten zu verdanken, sondern auch die Tatsache, daß der Rheingau mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von fast 9°C und einem mittleren jährlichen Niederschlag zwischen 500 und 600 mm eines der wärmsten und trockensten Gebiete Deutschlands ist.

Auf den Taunushöhen, die uns vor den kalten Nordwinden schützen und oft die Regenwolken abhalten, herrscht allerdings ein rauheres Klima mit bis zu 1000 mm Niederschlag im Jahr und einer Durchschnittstemperatur von ca. 6°C.