Stellungnahme zu Umgestaltungsmaßnahmen Kloster Eberbach

(15.06.2005/abt) Im Kloster Eberbach sind bezüglich der Äskulapnatter folgende Bereiche von höchster Priorität ( vgl. Plan „Vorabinformation“).

  1. Komposthaufen bei der Gärtnerei
  2. Gehölz- u. Grünschnitthaufen im Bereich Klostermauer/Pfortenhaus
  3. Komplex Teich inkl. Holzlager und Gabionenwand
  4. Fläche hinter dem Gästehaus
    hierzu muss bemerkt werden, dass dieser Bereich aufgrund der eingeschränkten Zugangsmöglichkeiten nur in den Jahren 1999/2001/2002 punktuell in Augenschein genommen und Jungtiere der Äskulapnatter registriert wurden. Ob hier derzeit Eiablagemöglichkeiten existieren, entzieht sich unserer Kenntnis.

Komposthaufen Gärtnerei

Der Komposthaufen der Gärtnerei wird dauerhaft und permanent von der Äskulapnatter als Eiablageplatz genutzt (vgl. Grundkonzept Böhm/Abt). Jungtiere werden hier unter Folienresten, Blumentöpfen, Brettern usw. regelmäßig aufgefunden.
An der anschließenden Böschung finden sich regelmäßig neben ausgewachsenen Äskulapnattern auch Blindschleichen und Ringelnattern.

Geplant ist ein Besucherweg entlang der Klostermauer vom Weinberg bis Parkplatz Schmidtgarten. Grundsätzlich steht dieser touristischen Nutzung nichts entgegen, dennoch besteht die Notwendigkeit, die Wegeführung im Bereich des Kompostplatz nicht direkt im Mauerbereich, sondern um den Eiablageplatz außen herumzuführen (beim Ortstermin besprochen).

Nach unseren Beobachtungs- und Erfahrungswerten ist die Äskulapnatter bis zu einem gewissen Grade relativ störungsunempfindlich, dennoch müssen nach einer Seite hin Ausweichmöglichkeiten vorhanden sein. Bezüglich der Störanfälligkeit haben sich die Tiere in diesem speziellen Fall an einen „Betrieb“ zu bestimmten Zeiten gewöhnt.
So wurden unsererseits in der Zeit von Samstagnachmittag bis Sonntagnachmittag äußerst selten Tiere beobachtet. Keinesfalls als kurios ist deshalb die Aktivität der Schlange an beispielsweise „in der Woche liegenden Feiertagen“ mit starkem Besucherstrom zu werten. Obwohl diese Tiere keinesfalls einen Kalender (im menschlichen Sinne) zu Rate ziehen, halten sie sich zu den „normalerweise“ auftretenden stark frequentierten Zeiten eher versteckt. Ähnliche Beispiele sind auch in anderen Bereichen und bei anderen Tierarten zu beobachten.

Da die bestehende Mauer eine Vielzahl von Durchlässen in Richtung „Außenwelt“ aufweist und diese auch von der Äskulapnatter häufig genutzt werden (Natternhemden, Sichtbeobachtungen ), sind bei der Anlage des Mauerpfades einige konkrete Aussagen relevant:

  1. Der Pfad sollte so schmal wie möglich bzw. nur so breit wie nötig gestaltet werden (hat auch mit Sicherheit etwas geheimnisvolles) Wir gehen davon aus, dass der Untergrund aus natürlichen Materialien, wie Feinkies, Rindenmulch o.ä. besteht und wasserdurchlässig ist.
  2. An der der Mauer abgewandten Seite muss eine mindestens 2,50 m breite linienhafte Grünstruktur als Deckung bzw. Wandermöglichkeit, die von April bis Oktober nicht gemäht bzw. zurückgeschnitten wird, bestehen bleiben. Diese werden u.a. von den Reptilien genutzt, um durch die Mauer in die Waldbereiche zu gelangen. Die kurze Distanz aus der Deckung über den Weg und in die Mauer stellt kein Problem für die Äskulapnatter dar.
  3. Da es hier mit Sicherheit zu Begegnungen mit unvorbereiteten Besuchern kommen wird, empfiehlt sich an 2 – 3 geeigneten Punkten (Weganfang, -mitte, -ende) der Hinweis auf diese „harmlose und ungiftige“ Schlange, um ein Erschlagen (sicher aus Unkenntnis) zu vermeiden. Hier können wir Text in 4 Sprachen zur Verfügung stellen.
  4. Bei der Restaurierung der Mauer müssen neben den Durchlässen auch verschiedene, nicht statikrelevante Spalten und tiefgehende Höhlungen offengehalten werden. Aufgrund diverser Indizien gehen wir davon aus, dass hier auch Winterquartiere existieren.

Den konkreten Bau- und Sicherungsmaßnahmen bezüglich der gesamten Klostermauer sollte unbedingt ein Ortstermin vorausgehen, bei dem festgelegt werden kann, welche Bereiche besonders sensibel zu bearbeiten sind und welche Teilbereiche nicht verschlossen werden sollten (betrifft meist nur kleinflächige Mauerbereiche).

Bereich Pfortenhaus

Die Gehölz- und Grünschnitthaufen sind hier in einem Bereich des Klosters verbracht, der im allgemeinen nicht von Besuchern tangiert wird. Auch die ehemals vorgeschlagene Bewirtschaftung wird vorbildlich ausgeführt. Eine ca. 3 m breite Grünstruktur entlang der Klostermauer wird erst im Herbst gemäht, sodass es der Äskulapnatter möglich ist, sich relativ geschützt im Gebiet zu bewegen.
In diesem Bereich findet auch ein Austausch zum Teich hin statt, der sich durch die Spalten der vorhandenen alten Holztür vollzieht (Sichtbeobachtung).

Diese Möglichkeit muss auch nach einer Mauer-Restaurierung gegeben sein.

Gelände am Teich

In direkter Nähe des Teiches existiert ein größerer Astschnitthaufen, der u.E. bei anfallendem Grün- und Holzschnitt ohne weiteres immer wieder aufgestockt werden kann, zumal ein relativ schnelles Zusammensacken erfahrungsgemäß gewährleistet ist. In greifbarer Nähe existiert ein Holzlager mit Eternitabdeckung, das von Äskulapnattern und Ringelnattern gleichsam zum Aufwärmen genutzt wird. Ein Biotopelement dieser Art sollte in jedem Falle verbleiben, zumindest im gegebenen Falle „künstlich“ ersetzt werden; ggf. stehen wir hier zur Verfügung.
Mehrere Exemplare der Äskulapnatter wurden auch unter den Dachpappenabdeckungen der betreffenden Gabionenelemente sporadisch beobachtet.

Eiablageplätze

Die vorhandenen Eiablageplätze sind Überlebens- und Reproduktionsgrundlage für die Äskulapnatter, hier auch für die Ringelnatter, und müssen verbleiben. Eine Nutzung des Kompost sollte nicht vor Ende Oktober und nicht nach April stattfinden.
Geringfügige Verschiebungen der Kompost-/Astschnitthaufen aus technischen oder gestalterischen Gründen sind grundsätzlich möglich, sollten aber nur wenn absolut notwendig und nur in den o.a. Zeiten stattfinden.

Wenn der Wunsch besteht, dass die Komposthaufen wenig sichtbar sein sollen, könnte sich eine Teilumrandung mit gestapeltem Holz anbieten und damit das optische Bild gefälliger wirken lassen. Unserer Ansicht nach läuft in einem Klosterbetrieb – heute eher ein Touristenmagnet und Vorzeigeobjekt – ein Kompostplatz, Holzstapel (auch ohne Funktion) Klostergarten usw. absolut dem vom Besucher erwarteten und gewünschten Bild konform.
Nicht geeignet als Eiablageplatz sind nach unserer Meinung die Bereiche an den Parkplätzen in Richtung der Straße, da hier gerade diese Nähe zum Fahrweg negative Auswirkungen auf die Bestandsituation der Äskulapnatter zwangsläufig mit sich bringt.

Nur indirekt im Zusammenhang mit der Äskulapnatter, eher auf die vorkommenden Amphibien bezogen, sind die vorhandenen Gullydeckel ein eigenes Problem. Derzeit fallen diese Tiere in sehr großer Zahl in die Gullys und verenden dort. In der Vergangenheit wurde ein engmaschiges Vlies eingelegt, was allerdings auch für Blätterstau sorgte. Unter die Deckel könnte ein Drahtgeflecht eingelegt werden, was aber eine Gittergröße von ca. 10mm nicht überschreiten sollte. Im wesentlichen sind weniger die Jungtiere betroffen, da diese sich nach dem Verlassen des Gewässers zum größten Teil an natürlichen Strukturen (Bachlauf/feuchte Wald-Gebüschstrukturen) orientieren und sich i.d.R. nicht in Regionen mit Austrocknungsgefahr begeben. Die Gitter sind in erster Linie für geschlechtsreife Tiere mit entsprechender Größe relevant.

Die Amphibienschutzanlage weist relativ viele Beschädigungen auf und ist derzeit in der Funktion stark eingeschränkt. Auch geben viele Gehölze den entsprechenden Amphibien die Möglichkeit, die Leiteinrichtung zu überwinden.

Die beschrieben Aussagen sind als noch relativ grundsätzliche Stellungnahme zu bewerten, da uns Planungen im Detail derzeit noch nicht bekannt sind. Auch sind die oben genannten Punkte von der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde weder geprüft noch befürwortet worden – es können also evtl. noch weitere Aspekte einfließen, die wir auch aus o.a. Gründen noch nicht in die Überlegungen einbezogen haben.

Bildergalerie

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