Diese Orchidee heißt deshalb „hängender Mensch“, weil die an einer langgestreckten Rispe angeordneten Einzelblüten wie kleine Männchen aussehen. Die sehr unauffällige Orchidee wächst nur auf kalkhaltigem Untergrund und auf Löß. Ihr bevorzugter Biotop sind Steppenheidegebiete, meist im lichten Schatten von Buschgruppen, wo sie nicht so sehr von der Mittagssonne beschienen wird. Da die Pflanze aus dem Mittelmeerraum stammt, besiedelt sie nur Gebiete mit hohen Durchschnittstemperaturen, oder sie steht im Windschatten von Sträuchern, die sie vor kalten Nord- und Ostwinden schützen. Das ist meist in Hanglagen, an denen die nachts entstehende Kaltluft schnell nach unten abfließen kann. Die Verbreitung nimmt in Deutschland von Süd nach Nord und von West nach Ost ab und ist im Rheingau nur an einer Stelle nachgewiesen. Allerdings kann man die in gelbgrünen Tönen blühende Pflanze, die im Idealfall nur 25 bis 30 cm hoch ist, sehr leicht im Gras übersehen. Man muss schon direkt auf eine blühende Pflanze schauen, um sie zu registrieren. Das verschont sie allerdings auch vor zu eifrigen Orchideenjägern.
Das Vorkommen ist in Hessen seit einigen Jahren stark rückläufig. Ob das mit dem zunehmenden Stickstoffeintrag der Luft zusammenhängt, ist noch nicht geklärt. Auf jeden Fall reagiert die Puppenorchis sehr empfindlich auf Nährstoffeintrag und meidet Spätfrostlagen und Kaltluftgebiete.
Die Blüten bestehen aus einem gelblichgrünen Helm, der manchmal rötlich überlaufen sein kann und einer langgestreckten gelblichgrün bis rötlich gefärbten Lippe. Der ganze Blütenstand ist sehr locker aufgebaut und nur an optimalen Standorten höher als 20 cm. Die Blätter bilden eine eng an den Boden geschmiegte Rosette. Sie erscheinen im Herbst und bleiben den Winter über grün – ein weiterer Hinweis auf die mediterrane Herkunft und damit ihre Kälteempfindlichkeit.
Blüte: Mai/Juni, gelblichgrün, teilweise rötlich überlaufen, langgestreckter, unauffälliger Blütenstand, ähnelt einem Männchen;
Blatt: ungefleckt, hellgrün und leicht rinnig gebogen, Rosette; wintergrün, welken manchmal schon zur Blütezeit;
Vorkommen im Rheingau: auf kalkhaltigem Untergrund, Steppenhängen mit lockerem Buschwerk, sehr selten.