Hier haben wir es mit einer Schönheit unter den Orchideen zu tun, die eigentlich recht häufig sein könnte, wenn nicht ihre Lebensräume ständig vom Menschen bedroht sind. Die Sumpfwurz besiedelt, wie der Name schon sagt, sumpfige Stellen. Das sind Feuchtwiesen und feuchte Lichtungen im Wald, wo die Bäume wegen des hohen Wasserstandes auf natürliche Weise zurückgedrängt werden. Quellmoore, feuchte Sickerstellen, Seeufer, Flachmoore gehören dazu. Leider werden solche Gebiete entweder trockengelegt und – kräftig gedüngt – als Weideland genutzt, oder sie werden vom Menschen als Erholungsgebiet genutzt. Beides schadet der Sumpfwurz sehr. Dadurch ist sie in Hessen stark zurückgedrängt worden. Sie gilt als vom Aussterben bedroht. Dabei hat sie eine für Orchideen ungewöhnliche Eigenschaft: sie breitet sich sehr stark über Rhizome (Wurzelausläufer) aus. Wenn ihr die herrschenden Bedingungen zusagen, kann sie sich durchaus schnell und effektiv ausbreiten. Im bayerischen Voralpenland ist sie daher in nassen Wiesen und Mooren (Ried) eine der häufigsten Orchideenarten. Im Rheingau wird sie bis Anfang des 20. Jahrhunderts in alten Büchern erwähnt. Seither gilt sie als ausgestorben. Allerdings soll sie an den hintersten Ecken des Wispergebietes vereinzelt noch vorkommen.
Der Aufbau der Pflanze ähnelt dem der übrigen Epipactis-Arten. Statt aber den etwas düsteren Eindruck von Epipactis helleborine, etc. zu vermitteln, hat sie eher helle Blüten in einem meist einseits wendigen Blütenstand. So macht sie einen lockeren, leichten Eindruck. Die Blätter sind im unteren Teil der Pflanze angeordnet, teilweise stängelbegleitend, aber nicht so deutlich, wie bei der breitblättrigen Stendelwurz. Sie sind auch eher schmal und grasartig. Als typische Wiesenorchidee braucht sie sehr viel Licht und kann höhere Gräser schlecht ertragen. So ragt sie oft aus der umgebenden Vegetation hervor und ist wegen ihrer starken Verbreitungstendenz auf optimalen Standorten nicht zu übersehen.
Blüte: Juni/Juli, weißlich bis hellrosa, ähriger Blütenstand,
Pflanze 20 bis 30 cm hoch;
Blatt: rinnig, grasartig, hellgrün;
Vorkommen im Rheingau: gilt als ausgestorben. Sumpfwiesen, feuchte Lichtungen im Wald.