Von den Knabenkräutern gibt es eine ganze Menge und meist kann man sie nur sehr schwer voneinander unterscheiden. Zusätzlich kommt hinzu, dass einige Knabenkräuter mit botanischem Namen „Dactylorhiza“ heißen, andere „Orchis“. Bei den Dactylorhiza-Arten ist als wichtiges Unterscheidungsmerkmal für den „Feldbotaniker“ zu nennen, dass die Einzelblüten krautige Tragblätter haben, während die Tragblätter bei den Orchis-Arten fehlen oder der Blütenfarbe ähneln, das zweite, wichtige Unterscheidungsmerkmal ist das Aussehen der Knolle: sie ist gespalten, besteht also aus zwei zusammengewachsenen Teilen, während sie bei den Orchis-Arten rundlich und ungeteilt ist. Das vor Ort nachzuprüfen kommt aber einem Frevel gleich, da man die Pflanze schon ausgraben muss, um die Beschaffenheit der Knolle zu bestimmen. So bleibt einem manchmal nur die Erfahrung oder die Unterscheidung per Blütezeit oder Standort.
Dactylorhiza maculata ist eine spätblühende Variante der Knabenkräuter. Sie beginnt erst zu blühen, wenn die anderen, ähnlichen Arten schon verwelkt sind, nämlich Ende Juni bis Anfang Juli. Allerdings kann sich zum Beispiel im Alpenraum die Blütezeit mit der des „Fuchs-Knabenkrautes“ decken, mit der das gefleckte Knabenkraut dort oft zusammensteht. Hier kann es dann eine ganze Anzahl von Hybriden geben, die einen pedantischen Orchideenkenner vor große Schwierigkeiten stellen können. Glücklicherweise haben wir im Rheingau keine Probleme dieser Art. Ein im Juli blühendes Knabenkraut dieser Statur ist mit Sicherheit ein Dactylorhiza maculata. Das gefleckte Knabenkraut wird relativ hoch und steht oft als Blickfang im höheren Gras. Vom Standort her fällt es ebenfalls ein wenig aus der Rolle, denn es bevorzugt schwach sauren bis neutralen und immer feuchten bis nassen Untergrund. Kein kalkhaltiger Trockenrasen, kein schattiger Kalkbuchenwald, sondern eine feuchte Wiesenaue oder ein Sumpfgebiet im Wald sind die Biotope, in denen wir das gefleckte Knabenkraut entdecken können. Je dunkler es steht, desto heller sind die Blüten, im Auwald sogar fast ganz weiß.
Sonst schwankt die Farbe im hellen Rosa-Bereich. Die Lippe ist nur ganz wenig geteilt, meist besteht sie aus zwei großen Lappen mit einem kleinen, spitzen Zipfel in der Mitte. Die Zeichnung der Lippe ist auch sehr interessant und bei jedem Individuum etwas anders: verschiedene Schleifenmuster mit Punkten. Der Blütenstand ist schmal und relativ reichblütig, die ganze Pflanze wirkt sehr zierlich. Die schmalen, grasartigen Blätter befinden sich im unteren Drittel der Pflanze und sind rundlich gefleckt. Daher der Name „Geflecktes Knabenkraut“.
Blüte: Ende Juni/Juli, Rosatöne bis weiß, langer zylindrischer, reichblütiger Blütenstand, bis 80 cm hoch, Schleifenmuster;
Blatt: grasartig, rinnig, dunkelgrün mit braunen Flecken im unteren Drittel der Pflanze;
Vorkommen im Rheingau: vereinzelt an feuchten, sauren Stellen im Wald und auf feuchten Waldwiesen; ist von weitem leicht mit dem Wiesen-Knöterich zu verwechseln.