Eine der schönsten Orchideenarten sind die Ragwurz-Arten. Sie haben wundervoll gestaltete Einzelblüten; sehr wenige an einer Pflanze, aber dafür umso schöner. Für jeden Orchideenkenner ist die Entdeckung einer Ragwurz ein großes Ereignis. Wegen ihrer schlanken, zarten Gestalt sind sie nur sehr schwer vom umgebenden Gras zu unterscheiden. Die Sepalen sind weißlich bis schwach rosa gefärbt, die Lippe ist samtig- braun mit einem eingekerbten hellen Muster und zwei seitlichen, spitzen und behaarten Höckern als „Führungsschiene“. Die Blätter sitzen rosettig am Grund, einige begleiten den Stängel. Die ganze Pflanze ist nicht höher als 20 cm und die Blüten sind wechselnd übereinander aufgebaut. Meistens sind nicht mehr als 4 bis 6 an einer Pflanze.
Die Ragwurz-Arten haben ein ausgeklügeltes Insekten-Anlockungs-System: Die Blüte sieht für das jeweilige Insekt einem Geschlechtspartner so ähnlich, dass das Tier die Blüte anfliegt, sich an den beiden hochstehenden Höckern orientiert und versucht, mit der Blüte zu kopulieren. Dabei berührt es ganz nebenbei die Pollenpakete, die sich auf den Kopf des Insekts kleben. Bei dem nächsten vergeblichen Kopulationsversuch auf einer benachbarten Blüte wird der Pollen dann wieder abgestreift. Zusätzlich duften die Ragwurz-Blüten auch noch nach „Insektenweibchen“. Damit ist die Bestäubung gesichert.
Bei der Bienenragwurz wurde bisher noch kein typischer Bestäuber festgestellt. Man vermutet, dass es eine oder mehrere Wildbienen sind, die es aber in unseren Breiten nicht (mehr?) gibt. So befruchtet sich die Bienenragwurz mit Ausnahme von Zufallstreffern weitgehend selbst.
Eine Besonderheit im Vergleich zu anderen Orchideen ist, dass sich die Bienenragwurz nicht standorttreu zu verhalten scheint. Das bedeutet, die gleiche Pflanze blüht nicht zweimal hintereinander. Wie lange die Entwicklung vom Samen zur Blüte dauert, weiß man nicht. Ebenso ist noch unbekannt, warum eine Bienenragwurz-Population in einem Jahr nur mit zwei, drei Exemplaren erscheint und dann wieder in Massen. Sicherlich spielt der Verlauf des Winters und des Frühjahrs eine Rolle. Aber vielleicht hat das Individuum auch ein ganz spezielles Blüten-„Timing“.
Blüte: Juni/Juli, wenige, schöne Einzelblüten übereinander angeordnet und nacheinander von unten nach oben aufblühend,
bis 20 cm hoch;
Blatt: Rosette, die schon im Herbst erscheint und einige stängelbegleitende Blätter.
Vorkommen im Rheingau: Auf kalkhaltigem Magerrasen.