Ophrys insectifera (Fliegenragwurz)

Fliegenragwurz
Ophrys insectifera
Fliegenragwurz

Wie bei der Bienenragwurz spielt auch die Fliegenragwurz der Insektenwelt ein begattungshungriges Weibchen vor. Die fadenförmigen oberen Petalen täuschen Fühler vor. Dazwischen liegen die beiden Pollenpakete, so dass der Eindruck von Augen entsteht. Die samtige Behaarung gleicht einem Insektenleib. Die Lippe ist braun mit einem grau- bis hellblauen Streifen im oberen Bereich. Allerdings ist die Blüte etwas länger gestreckt, als bei der Bienenragwurz. Die „Zielgruppe“ besteht darum auch nicht aus Bienen. Aber auch nicht aus Fliegen, wie der Name vermuten lassen könnte. Die Fliegenragwurz wird nämlich vorwiegend von Grabwespen befruchtet. Dessen weiblicher Sexuallockstoff wird von der Blüte verströmt und die Grabwespenmännchen stürzen voller Erwartung auf das vermeintliche Grabwespenweibchen. Dabei befruchten sie die Pflanze und müssen unverrichteter Dinge wieder weiterfliegen; denn Nektar hat die Fliegenragwurz keinen. Klappt das Verwirrspiel nicht, so kann sich die Fliegenragwurz durch Teilung der Knolle vegetativ weitervermehren. Das ist der Grund, warum in Gegenden mit schlechter oder fehlender Grabwespenpopulation die Fliegenragwurz in Gruppen stehen. Oder anders ausgedrückt: stehen viele mehrtriebige Horste in der Wiese, so ist es wahrscheinlich, dass kein geeigneter Befruchtungspartner vorhanden ist.

Der Standort ist sonnig, warm und immer kalkhaltig. Am liebsten steht die Fliegenragwurz auf schottrigem Kalkboden in voller Sonne oder im Mittagsschatten von Gehölzen oder Buschgruppen. Da sie wie so viele Orchideenarten aus dem Mittelmeerraum kommt, erscheinen die Blätter bereits im Herbst. Sie bilden eine flache, dunkel- bis blaugrüne Rosette. So überwintert die Pflanze dann. Je nach Witterungsverlauf bildet sich im Mai/Juni die Blüte aus. Nach der Blüte zieht die Pflanze ein. Dieses Vegetationsmuster haben alle mediterranen Orchideenarten: im Herbst und Winter ist im Mittelmeerraum die regenreiche, milde Jahreszeit. Die Pflanzen können sich so voll Energie tanken, alles ist ausreichend vorhanden. Sogar die Sonne scheint im Süden Europas im Winter kräftiger als hier. Im Mai beginnt dann die Blütezeit, in der die Pflanze mit den dann vorkommenden Bestäubern – die im mediterranen Bereich sicherlich anders sind, als im Rheingau – für die Vermehrung sorgt. Die heißen, trockenen Monate Juni, Juli, August und September werden dann in der Erde „verschlafen“ Hierzu dient die Knolle, in der im vorherigen Herbst die nötigen Reservestoffe eingelagert wurden. Daher kommt die Fliegenragwurz immer in Lagen vor, die nicht spätfrostgefährdet sind. Dazu zählen Hanglagen, vorwiegend südöstlich oder südwestlich ausgerichtet. Die volle Mittagssonne meidet sie meistens. Wie die Bienenragwurz tritt Ophrys insectifera sporadisch auf. In einigen Jahren gibt es viele Exemplare, dann wieder mal gar keine oder ganz wenige.

Blüte: Ende Mai, wenige, schöne Einzelblüten übereinander angeordnet und nacheinander von unten nach oben aufblühend,

bis 25 cm hoch;

Blatt: Rosette, die schon im Herbst erscheint, dunkelgrün

Vorkommen im Rheingau: Auf kalkhaltigem Magerrasen, selten und leicht zu übersehen.

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