Orchis mascula (männliches Knabenkraut)

männliches Knabenkraut
Orchis mascula
männliches Knabenkraut

Was die unterschiedlichen Epipactis-Arten für den einen, sind die Gattungen Dactylorhiza und Orchis für den anderen. Auch hier gibt es für den unerfahrenen Orchideenfreund scheinbar unzählige Arten, die irgendwie gleich aussehen, aber ganz verschieden sein sollen. Nur durch aufmerksame Beobachtung und jahrelange Erfahrung behält man hier den Überblick.

Am häufigsten ist im Rheingau die Orchis mascula zu finden, die sich in den Cyrenen-Kalk-Böden am ehemaligen Brandungssaum des früheren Meeres sehr wohlzufühlen scheint. Ihre Bestandszahlen schwanken natürlich von Jahr zu Jahr, aber es scheint eine stabile Population zu sein, wenn sie nicht vom Menschen vernichtet wird. So werden an einem Standort in manchen Jahren bis zu 500 Stück in einem Gebiet gezählt. Und das sind nur die blühenden Exemplare. Um viele blühende Pflanzen gruppieren sich schon die Nachkommen, die sich vor einigen Jahren ausgesät haben und bald ebenfalls blühen werden. Nach intensiven Pflegemaßnahmen, wie regelmäßige Mahd im Herbst und Auslichtung der verbuschten, dichten Stellen ist hier endlich mal ein Erfolg zu verzeichnen. Wie alle Orchis-Arten hat auch die Orchis mascula glänzende, fleischige, dunkelgrüne Blätter. Sie sind unregelmäßig gefleckt, es gibt aber auch ungefleckte Exemplare. Die Blätter erscheinen im zeitigen Frühjahr und verwelken nach der Blüte rasch wieder. Der Blütenstand ist reichblütig, relativ schmal und beginnt auffällig oft genau in halber Höhe der Pflanze. Die Lippe ist deutlich dreigeteilt, der mittlere Lappen steht ein wenig vor und ist außerdem ein wenig gespalten. Im inneren Blütenbereich gibt es eine Zeichnung aus kurzen Strichen oder Punkten. Die Sepalen sind leicht verdreht und nach oben gerichtet, so entsteht bei der Einzelblüte der Eindruck von hochstehenden „Ohren“. Der Stängel ist im oberen Bereich – knapp unterhalb der Blüte – rötlich überlaufen.

männliches Knabenkraut
Orchis mascula
männliches Knabenkraut

Für geübte Orchideenfans ist die Orchis mascula wegen ihres typischen Habitus schon von weitem zu erkennen. Auch die Blütezeit Ende April ist für die meisten anderen Arten noch zu früh.

Diese Orchidee wächst auf vielen Biotopen, die sich unter dem Begriff Halbtrockenrasen zusammenfassen lassen. Dabei spielt der Kalkgehalt keine sehr große Rolle. Es reicht ein ausreichender Basengehalt des Bodens und eine gewisse Beschattung des Wurzelbereiches durch Gräser oder lichte Büsche. Auch extensive Beweidung soll vom männlichen Knabenkraut einigermaßen toleriert werden. Im Rheingau ist es die Orchidee, die – zusammen mit der Orchis morio – den frühesten Blütetermin hat und damit die Orchideensaison einläutet.

Blüte: Ende April/Anfang Mai, ziemlich schmaler, zylindrischer Blütenstand, rotviolett mit feiner Strich-/ Punktzeichnung,

bis 25 cm hoch;

Blatt: Rosette, dunkelgrün, gefleckt oder ungefleckt, spatelförmige Form, Stängel im oberen Bereich dunkelviolett

Vorkommen im Rheingau: Auf Halbtrockenrasen im Schatten von Gräsern oder Büschen, kommt an guten Standorten in Massen vor.

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