Das Helmknabenkraut ist ein typischer Besiedler von feinkörnigen, kalkhaltigen Lehmböden in voller Sonne. Somit wäre es für die Südhänge des Rheingaugebirges auf Lößböden prädestiniert – wenn es nicht den Weinbau gäbe. So sind die Vorkommen stark geschrumpft und nur noch auf einige wenige Stellen beschränkt. Trotz des starken Rückgangs ist es lohnenswert, einen der letzten Standorte aufzusuchen und – relativ gefahrlos für die Orchidee – ihre Bekanntschaft zu machen.
Das Helmknabenkraut ist eine 20 bis 40 cm hohe Orchidee mit einem kegel- bis walzenförmigen Blütenstand, der sich von unten nach oben öffnet. Die Blüten sind rosarot/hellrosa, wobei die rosarote Lippe tief gespalten ist und aussieht wie ein kleines Männchen. Die Sepalen sind hellrosa bis aschgrau und neigen sich wie ein Helm über die Lippe. So sieht die Einzelblüte aus, als ob ein kleines Männchen unter einem großen Kopftuch oder Helm hervorschauen würde. Die Blätter sind kräftig grün, haben eine feste Struktur und sind relativ groß. Sie sind ungefleckt und erscheinen im Frühjahr als Rosette. Dank ihrer Farbe fällt die Orchidee sofort ins Auge, was natürlich auch mit ihrem Rückgang zu tun hat: sie ist sehr attraktiv und wer möchte so eine Pflanze nicht im Garten haben? Im Fachhandel sind mittlerweile einige Orchideenarten mit Zertifikat zu bekommen. Sofern sie einen passenden Standort bekommen, sind diese „Gartenorchideen“ langlebige Gäste, die sich auch ausbreiten.
Der Standort ist in voller Sonne. Das Helmknabenkraut verträgt aber keine Mittagshitze, daher siedelt es sich gerne im Nachmittagsschatten von Büschen an. Zu dichter Bewuchs verdrängt die Orchidee aber wieder. Hier kann man das feine Wechselspiel zwischen Standortbedingungen und Bedürfnissen der Pflanze besonders gut studieren. Der wasserspeichernde, aber niemals staunasse Boden puffert sommerliche Trockenzeiten sehr gut ab. Deshalb sind Löß- und kalkhaltige Lehmböden ideale Substrate. Zum Gedeihen der Pflanze ist kalkhaltiger Boden aber unbedingt nötig. Das Helmknabenkraut vermehrt sich auf optimalen Standorten sehr gut. Deshalb ist zu erwarten, dass mit zunehmend brachfallenden Weinbergen diese Orchidee wieder öfter an den warmen Lößhängen auftreten kann, wenn genug Samenpotential vorhanden ist. Wie in der Einleitung schon erwähnt, kann der staubfeine Samen kilometerweite Entfernungen zurücklegen. Die zukünftige Entwicklung ist mit Spannung zu beobachten.
Blüte: Mai/Juni, kegelförmig bis walzenförmiger Blütenstand, rosarot mit aschgrauem Helm,
bis 40 cm hoch;
Blatt: Rosette, dunkelgrün, ungefleckt, feste Struktur
Vorkommen im Rheingau: Auf warmen Lößhängen oder kalkhaltigem Lehm im lichten Schatten von Büschen.